MGV Freundschaft Lienzingen e.V.

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Vereinsgeschichte 


Von den Anfängen

Die Anfänge des Chorgesanges in Lienzingen reichen bis in das frühe 19.Jahrhundert zurück. Bereits im Jahre 1810 gab es einen von Schulmeister Karl Friedrich Herzog geleiteten Kirchenchor. Wie man den Kirchenbüchern des Pfarrverwesers K.F.Philipp Reichmann entnehmen kann, hatte der Schulmeister aber „weder Kenntnisse noch Gaben für den Kirchengesang“, was wiederum den jungen Provisor Johannes Ringwald veranlasste 1843 einen Gesangverein zu gründen. Ringwald blieb nur zwei Jahre in Lienzingen; sein Nachfolger führte den Gesangverein nicht weiter. Nachfolger Herzogs als Schulmeister wurde im Januar 1855 Johann Georg Eberle. Er gründete noch im selben Jahr einen „Sängerchor von Männern und Schulkindern“. Im Jahr 1862 bestand dieser Singchor „aus lauter verheiratheten Männern“, löste sich im Winter 1865/66 aber auf und ging in den 1861 gegründeten Männerchor über.

Während die bisherigen Chorgründungen von Lehrern ausgingen mit der Absicht, den Kirchengesang zu verbessern, soll jetzt von einer echten Vereinsgründung die Rede sein, die von den Lienzingern selbst ausging. Es folgten wechselvolle Jahre, in denen die verschiedenen Chroniken immer wieder von Neugründungen von Schulchören und sogar von einem Chor „lediger Söhne“ berichteten. Im Jahr 1868 wird von Pfarrer Christoph Lehmann berichtet, dass sich im Sommer zuvor der Männerchor „wegen vorgerücktem Alters der Männer“ aufgelöst hatte. Der Chorgesang wurde durch Schulmeister Eberle mit der Schuljugend fortgeführt.

Im März 1870 entstand auch in Lienzingen ein Kriegerverein, dessen Mitglieder einen „Männergesangverein“ gründeten, den der Lehrer Schwab leitete. Traugott Schlegel übernahm den Chor 1878-1905. Die Jahre 1905-1907 blieben unerwähnt. Erstmals wird im Jahr 1911 in den Schriften wieder von diesem Gesangverein berichtet und zwar vom damaligen Pfarrer Paul Mildenberger.

Seit 1909 war Johann Georg Gösele Schulleiter, doch auch unter ihm konnte der Männerchor nicht wieder belebt werden, weshalb der Kriegerverein im Jahr 1913 einen völligen Neuanfang begann und unter eigener Regie einen Männerchor ins Leben rief. 

Dieser Chor gab sich den bis heute bestehenden Namen Männergesangverein Freundschaft Lienzingen

oben: Unsere Vereinsfahne aus dem Jahre 1913. Erläuterungen dazu siehe weiter unten. / 125 Jahre Freundschaft Lienzingen. Der Männergesangverein unter Leitung von Georg Rothstein im Jubiläumsjahr 1988. 

unten: Verschiedene Heimatlieder. / Anlässlich des Jubiläums 1988 Pflanzung der Sänger-Linde am Schmiebach in Lienzingen.


Eine eigene Vereinsfahne besaßen ab etwa Mitte des 19.Jahrhunderts viele Vereine und Gemeinschaften. Diese galt und gilt auch heute noch als verbindendes und zur Treue verpflichtendes Symbol ("Flagge zeigen", "sich etwas auf die Fahne schreiben"). Jede dieser alten Fahnen ist ein kunsthandwerklich und künstlerisch anspruchsvoll gestaltetes Einzelstück.

Mit der Industrialisierung und zunehmenden Urbanisierung blühte seit Mitte des 19.Jahrhunderts das Vereinswesen. Neben karitativen Vereinen, Arbeitervereinen und Sportvereinen wurden auch Kultur- und Freizeitvereine gegründet. Vereine galten als modern und zukunftsorientiert, vor allem für die Männer waren sie Teil der Freizeitgestaltung. Über den Zweck des Vereins hinaus bedeutete eine Mitgliedschaft organisierte Geselligkeit und regelmäßige Veranstaltung von Festivitäten. Als im Jahr 1861 das Deutsche Sängerfest in Nürnberg stattfand, wo nur eingetragene Vereine teilnehmen durften, gründeten viele Sänger, auch unsere Vorgänger, einen Verein, und da zur Teilnahme neben dem Vereinsstatus auch eine Fahne notwendig war, wurde eine solche angeschafft. 

In späteren Jahren waren Gesangswettstreite weit verbreitet und wurden zum Teil von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) selbst initiiert. Er ließ jährlich kaiserliche Sängerwettkämpfe stattfinden und instrumentalisierte und steuerte die Sängerbewegung, um seine Herrschaft zu untermauern. Die Mitgliedschaft in einem Verein war daher häufig auch Ausdruck einer nationalen und konservativen politischen Gesinnung. Moralische Werte wie Vaterlandsliebe, Mannhaftigkeit und Deutschtum wurden emotional verankert. Nach der Machtübernahme durch Hitler wurden alle Vereine verboten. Damit war auch die Gefahr der Vernichtung der Fahnen vorhanden. Daher wurden diese von mutigen Sängern beispielsweise jahrelang in ungenutzten Schornsteinen versteckt oder irgendwo eingegraben, was eben leider vielen der wertvollen Stücke große Schädigungen an Stoff und Stickereien zufügte oder sie gar ganz zerstörte. Sängerzusammenkünfte fanden zu dieser Zeit, wenn überhaupt, nur ganz heimlich und privat statt.

Alle Fahnen weisen eine Vereins- und eine Gemeindeseite auf. 

Die Vereinsseite zeigt stets ein musikalisches Motiv oder ein Sängersymbol, mit passendem schmückendem Dekor als Randornamentik (hier Jugendstil) und ist je nach Geschmack durch einen passenden Wahlspruch ergänzt, in unserem Fall lautet dieser: "Laßt tönen die Weisen, laßt schallen das Lied, Freundschaft und Liebe die Seele durchzieht".              

Ein ebenfalls weit verbreitetes Motiv ist die heilige Jungfrau Cäcilia (Patronin der Sänger, Musiker und der Kirchenmusik, daher häufig auch dargestellt mit einer Orgel), abgebildet mit einer Lyra (antikes Zupfinstrument des begnadeten Sängers Orpheus aus der griechischen Mythologie). Der Lorbeerkranz steht für Ehre.

Die Gemeindeseite (Orts- oder Heimatseite) repräsentiert sich mit Motiven wie Wappen oder Gebäudeansichten (hier: die Frauenkirche). Zusätzlich ist die Bezeichnung des Vereins mit Ortsnamen und den Jahreszahlen der Gründung (hier 1861 und 1913) und Fahnenweihe (hier 1926) auf dieser Seite allgemein üblich. 

Wertvolle Goldfransen ergänzen das wunderschöne Stück. 

In der heutigen Zeit werden die historischen und neuen Fahnen hauptsächlich für zeremonielle Zwecke verwendet.

 

Mitte: der Männerchor Freundschaft Lienzingen samt Festdamen bei der Fahnenweihe 1926.


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